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Wir müssen nicht die Erde retten, sondern uns

Dr. Christian Reisinger, Geschäftsführer von ConClimate und Substain, im Interview mit Dr. Eckart von Hirschhausen

Der Arzt, Autor und Entertainer Dr. Eckart von Hirschhausen verrät, warum er sich für den Klimaschutz engagiert und erläutert, was Klimaschutz mit uns Menschen zu tun hat und welche Folgen der Klimawandel für unsere Gesundheit hat.

Das ganze Interview sehen Sie hier: WIR MÜSSEN NICHT DAS KLIMA RETTEN, SONDERN UNS

Das Interview zum Nachlesen

Dr. Christian Reisinger:

Herr von Hirschhausen, Sie sind vielen bekannt durch Ihre Medizin-Studien. Sie haben auch viel im Kabarett-Bereich gemacht und sind Autor, Moderator und Journalist. Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass Sie sich auch für Nachhaltigkeit einsetzen und leidenschaftlicher Fahrradfahrer sind. Sie haben die Stiftung "Gesunde Erde, gesunde Menschen" gegründet. Was hat es damit auf sich und was ist der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Gesundheit?

 

Dr. Eckart von Hirschhausen:

Vielen Dank für die Einladung und die Gelegenheit, hier ein paar Ideen zu teilen. Vor fünf Jahren hatte ich ein lebensveränderndes Interview mit Jane Goodall, der berühmten Schimpansen-Forscherin. Sie fragte mich: "Wenn wir Menschen immer betonen, wir sind die intelligenteste Art auf diesem Planeten, warum zerstören wir dann unser eigenes Zuhause?" Diese Frage war für mich eine Offenbarung und seitdem widme ich mich der Antwort darauf.

Mein Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ ist ein Teil der Antwort, ebenso wie meine Stiftung „Gesunde Erde, gesunde Menschen“. Ich bin auch Mitglied im Club of Rome, der uns schon vor 50 Jahren mit "Grenzen des Wachstums" gewarnt hat. Was in der Kommunikation gefehlt hat, war die persönliche Beziehung zur Gesundheit. Wir haben über Eisbären und Atmosphärenchemie gesprochen, aber die zentrale Frage war: Was hat das mit mir zu tun?

Gesundheit beginnt nicht mit einer Tablette, einer Operation oder einem MRT, sondern mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser, das wir trinken, den Pflanzen, die wir essen können, und einem friedlichen Miteinander. Es geht nicht um das Klima, sondern darum, uns selbst zu retten.

 

Dr. Christian Reisinger: 

Das heißt, das Thema erreicht und mobilisiert die Leute besser als die technischen Aspekte des Klimaschutzes?

 

Dr. Eckart von Hirschhausen:

Genau. In meiner Ausbildung zum Arzt spielte das keine Rolle, und auch als Wissenschaftsjournalist war es kein Thema. Aber durch die Arbeit in meiner Stiftung habe ich gelernt, dass das Gesundheitswesen ein großer Verschmutzer ist. Es ist verrückterweise sogar dreckiger als der Flugverkehr in Deutschland.

Wir werfen unglaublich viel weg, auch OP-Geräte werden nicht mehr sterilisiert, sondern weggeworfen. Ein anderer Aspekt ist, die Bevölkerung mitzunehmen und agile Menschen zu finden, die verschiedene Bereiche verbinden können.

Ich bin viel unterwegs und spreche mit Wissenschaftlern, Politikern und Unternehmen, um neue Ideen zu finden und Herausforderungen zu meistern. Gestern sprach ich mit Firmen über die nachhaltigere Gestaltung des Finanzsektors und die Skalierung von Start-Up-Ideen.

 

Dr. Christian Reisinger: 

Was sind die größten Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit? Sind diese Bedrohungen nicht eher langfristig?

 

Dr. Eckart von Hirschhausen: 

Ganz im Gegenteil, die Bedrohungen sind unmittelbar. Wir stehen in einem Treibhaus, und der Treibhauseffekt hält die Wärme wie in einer Falle. Hitze ist die größte Gesundheitsgefahr, die wir haben. Wir haben auf unserer Stiftungs-Website Videos, in denen Experten wie Claudia Traddl-Hoffmann über die Gefahren berichten.

Zum Beispiel kann ein Dachdecker bei der Arbeit an einem heißen Tag kollabieren und sterben, weil er der Hitze ausgesetzt ist. Hitze trifft nicht nur ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen. Jeder hat eine physikalische Grenze der Körperkerntemperatur.

Auch unser Gehirn ist extrem hitzeempfindlich. Bei Hitze werden wir müde, grantig und aggressiv. Es gibt mehr Unfälle, mehr Suizide und psychische Erkrankungen. Dies hat massive Auswirkungen auf unsere Produktivität und Gesellschaft.

 

Dr. Christian Reisinger: 

Was können Unternehmen tun, um diese Zusammenhänge besser zu adressieren?

 

Dr. Eckart von Hirschhausen: 

Unternehmen sollten langfristiger denken und erkennen, dass Investitionen in Nachhaltigkeit sich auszahlen. Zum Beispiel sollte in der Bauwirtschaft mehr auf nachhaltige Materialien und Methoden gesetzt werden. Ein gutes Beispiel sind Cradle-to-Cradle-Konzepte, bei denen Gebäude so gebaut werden, dass sie nach ihrer Nutzung wiederverwendet werden können.

Auch die Planung längerer Lebenszyklen für Produkte und Investitionen in erneuerbare Energien sind wichtig. Unternehmen, die Vorreiter sind, werden langfristig profitieren, während andere, die sich nicht anpassen, höhere Kosten tragen werden.

 

Dr. Christian Reisinger: 

Unsere Beobachtung ist, dass Unternehmen, die das Thema aktiv annehmen, Wettbewerbsvorteile haben. Diejenigen, die es widerwillig tun, profitieren nicht davon.

Dr. Eckart von Hirschhausen: 

Absolut. Regulierungen und klare Regeln sind notwendig, um voranzukommen. Das Montreal-Abkommen von 1987, das das Ozonloch geschlossen hat, zeigt, dass Verbote innovationsfördernd sein können. Klare Regeln fördern Kreativität und helfen uns, wirklich nach vorne zu kommen.

Jede Partei und jedes Unternehmen hat eine Rolle zu spielen. Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema, sondern betrifft uns alle. Familienunternehmen haben hier eine besondere Verantwortung, da sie langfristiger denken und handeln.

Ich freue mich, den Gründer der Wackler-Familie kennenzulernen und zu sehen, welche Ideen aus diesem Gespräch weiter wachsen und gedeihen werden. Herzlichen Dank!

 

Dr. Christian Reisinger: 

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr von Hirschhausen.

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